Am vergangenen Mittwoch feierte die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung ihr 15-jähriges Bestehen. Diese bedeutende Institution setzt sich – ebenso wie der Polnische Sozialrat – für die Völkerverständigung ein und unterstützt polnische sowie deutsche Wissenschaftler*innen in ihrer Arbeit. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Projekte gefördert, die auch die Situation der Polen in Deutschland thematisierten.
Als führende Institution mit umfassendem Wissen über die polnische und osteuropäische Migration nach Deutschland haben wir in vielen wissenschaftlichen Interviews der Projekte der Stiftung mitgewirkt. Diese ermöglichten es den Forscher*innen, die spezifischen Herausforderungen der polnischen Migrant*innen, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt und in Bezug auf gesellschaftliche Teilhabe, besser zu verstehen.
Wir gratulieren der Stiftung zu ihrem Jubiläum. Unsere Glückwünsche wurden von Dr. Kamila Schöll-Mazurek, der Bundesgeschäftsführerin des Polnischen Sozialrates, übermittelt.
Im Rahmen des Jubiläums fand auch eine spannende Debatte über die Kommunikation in den deutsch-polnischen Beziehungen statt. Laut aktuellen Studien befinden sich diese Beziehungen im Wandel – von einem Lehrer-Schüler-Modell hin zu einem stärkeren Selbstbewusstsein Polens.
In dieser Debatte fehlt jedoch häufig die Perspektive der Forschung zu Hierarchien im Bereich Diskriminierung. Viel zu wenig wird darüber gesprochen, wie die Zivilgesellschaft stärker eingebunden werden kann – nicht nur durch etablierte Dachverbände, sondern auch durch neue Initiativen. Zudem sollten wir mehr über Partizipation diskutieren – nicht nur darüber, wer wie viel vom „Kuchen“ in den deutsch-polnischen Beziehungen bekommt, sondern auch darüber, wer entscheidet, wie dieser „Kuchen“ aussieht. Ein erster Schritt in diese Richtung war das Manifest, das wir ausdrücklich unterstützt haben.
Solche Manifeste sollten in Zukunft von den Politiker*innen noch ernster genommen werden, und die Institutionen, die diese Manifeste erstellen, sollten den transnationalen Charakter der deutsch-polnischen Beziehungen in der EU noch stärker berücksichtigen.
In der Diskussion über Hierarchien in den deutsch-polnischen Beziehungen, die wir aus den Migrationsdebatten ableiten, geht es um Themen wie Diskriminierung, „Othering“ und kulturelle Zuschreibungen. Auch innerhalb der deutschen Gesellschaft existieren solche Hierarchien. Diese sollten wir als Inspirationsquelle für die Diskussion über die deutsch-polnischen Beziehungen nutzen.