Neue Initiative für ukrainische Flüchtlinge in Berlin „Empowerment-Brunch“ zeigt das Potential der Zivilgesellschaft für den Integrationsprozess (Pressemitteilung)

Polska Rada Społeczna - Aktiv - Ukraine - Neue Initiative für ukrainische Flüchtlinge in Berlin „Empowerment-Brunch“ zeigt das Potential der Zivilgesellschaft für den Integrationsprozess (Pressemitteilung)
  • Der Austausch hat mehrere Schwächen des deutschen Bürokratiesystems aufgedeckt: die Prozeduren sind nicht einheitlich und verlaufen oft unkoordiniert und ineffizient.
  • Zahlreiche Eltern haben berichtet, mehrere Monate auf die Zuteilung der Schulplätze gewartet zu haben.
  • Die NGOs wissen allerdings oft nicht, wie sie mehr Ukrainer erreichen könnten. Sie haben keinen direkten Zugang zu den Flüchtlingen, die oft in privaten Haushalten wohnen.

Am Samstag, den 06. August, fand der erste Empowerment-Brunch für ukrainische Flüchtlinge im Auftrag des Polnischen Sozialrats im Berliner Flussbad-Garten statt.
Die Veranstaltung mit dem Titel „Berlin City Guide: Eat, do art & meet“ startet eine Eventreihe, die zum Ziel hat, den ukrainischen Geflüchteten in Berlin eine Plattform für halbformelle Treffen und Kommunikation mit Fachexperten zu bieten.

An dem ersten Treffen am 06.08 haben ca. 50 Personen teilgenommen, vor allem junge Familien, die kurz nach dem Kriegsausbruch in Berlin angekommen sind.

Der Austausch hat mehrere Schwächen des deutschen Bürokratiesystems aufgedeckt: die Prozeduren sind nicht einheitlich und verlaufen oft unkoordiniert und ineffizient.

Menschen mit einem ähnlichen Profil werden unterschiedlich behandelt und erzielen unterschiedliche Ergebnisse bei der Registrierung, dem Erhalt ihrer Versicherungskarte oder der Anmeldung für Deutschkurse. Während einige direkt nach ihrer Einreise in Deutschland ein Visum erhalten haben, warten andere monatelang auf einen Termin.

Auch die Verteilung von ukrainischen Kindern auf Berliner Schulen verläuft langsam und willkürlich. Zahlreiche Eltern haben berichtet, mehrere Monate auf die Zuteilung der Schulplätze gewartet zu haben. Viele Kinder besuchten seit Februar kein Schulunterricht.  Die Situation wurde u.a. mit Urlaubsabwesenheiten bei den Berliner Schulämtern rechtfertigt.

Als weiterer Kritikpunkt wurde der Mangel an Informationen für Geflüchtete seitens deutscher Behörden genannt. So bleiben vielfältige kostenlose Beratungsmöglichkeiten und Bildungsangebote, die vom Staat gefördert sind, ungenutzt. Besonders stark wird rechtliche und psychologische Beratung nachgefragt, vor allem von Menschen aus betroffenen Gebieten, wie Mariupol und Charkiw, die dringend Hilfe benötigen.

Viele Steuergelder fließen an deutsche NGOs und Projekte zur Integration von Migranten, die seit Jahren eigene kostenlose Beratungsangebote in Stadtteilhäusern, Kiezbüros oder Fachzentren anbieten. Allerdings wusste keiner der 50 Teilnehmer der Veranstaltung von diesen Leistungen, da diese bei der Ausländerbehörde oder im Jobcenter nie erwähnt wurden.

Die NGOs wissen allerdings oft nicht, wie sie mehr Ukrainer erreichen könnten. Sie haben

keinen direkten Zugang zu den Flüchtlingen, die oft in privaten Haushalten wohnen.

Die Antwort könnte hier digitale Kommunikation sein: Personen im Alter von 16 bis 50 können in den sozialen Medien angesprochen werden. Influencer helfen gerne dabei, entsprechende Informationen zu teilen. Online-Maßnahmen, wie ein Instagram-Post oder eine Nachricht im Telegram-Chat können erweisen sich als sehr effektiv und sind dabei komplett kostenlos.

Die großzügige Initiative der polnischen Gemeinde in Berlin hat erneut gezeigt, dass trotz schwieriger Vergangenheit die moderne Zivilgesellschaft den Weg der Demokratie und Offenheit wählt und stets und proaktiv nach neuen konstruktiven Lösungen sucht.

Die Veranstaltung wäre ohne engagierte Aktivisten, die ihre Zeit in den Dialog mit Ukrainern investieren, nicht möglich gewesen. Besonderer Dank geht an dieser Stelle an Olya Kharchenko von UnitedForUkraine, Lorna Cannon von Refugee Voices Tours, Mohamad Othman und Anna Urgyumova von Labo 6.2 & Labo´s World Art Studios.

Auch Privatunternehmen haben die Initiative unterstützt: eine großartige Gebäckspende der Bäckerei Albatross Berlin hat zum Erfolg des Empowerment-Brunchs beigetragen.

Polnischer Sozialrat e.V.

21.10.2022

Kontakt:

Kateryna Shved

Shved.kat16@gmail.com

+491604336397

Fotos: Instagram @maroso.studio